Nach einer 1:0 Führung im WM Qualifikationsspiel durch Carsten Jancker in der 6. Minute, und dem zwischenzeitlichen Ausgleich für England durch Michael Owen in der 12. Minute, ging es in München, vor 63k Zuschauern im Olympia Stadion in die Halbzeit. Steven Gerrard, noch 2x Michael Owen und einmal Emile Heskey, zerlegten das DFB-Team mit 1:5. Es gab jeweils eine gelbe Karte, Heskey in der 54' und Didi Hamann in der 78'. Also so eine richtige Gegenwehr hat wohl nicht stattgefunden :-). Schiri war Pierluigi Collina. Einer der Besten seiner Zunft. Da kann sich Ich-rette-den-HSV-vorm-verdienten-Abstieg-Manuel-Gräfe mal gepflegt gehackt legen. Und unvergessen bleibt die Tatsache, dass, gute alte Tradition, auch die Schiris vom Gastgeber beschenkt werden. Geschenke von geringem Wert, damit man nicht in die Akten kommt. Du weißt schon, Bestechlichkeit. Pierluigi Collina bekam vom DFB was? Und es entbehrt nicht einer gewissen Komik, obwohl durch Alopezi areata erkrankt und daher komplett kahl, einen Fön. Ja, der DFB war schon immer für seinen Humor bekannt. Oder seine Blödheit.

Doch darum geht es heute gar nicht.

Heute, 01. September 2021, feiert mensch:

20 Years of Happiness.

Nach 5 Jahren im Hotel, bis Juli 2000, arbeitete ich ein Jahr lang in einem Internetcafe. Im Erdgeschoss war eine große Bar, mit 8 verschiedenen Bieren vom Fass, Weizen inklusive, und noch einigen Bieren aus der Flasche. Dazu, weil Weingegend, noch viele Weine. Es gab auch einen Platz für Bands, welche ab und an Konzerte gaben. Und diese Abwechslung zum Hotelbusiness brauchte ich auch. Es lief auch immer Fußball, Football. Und viele Amis, welche in der Gegend stationiert waren, waren froh übers Internetcafe, aber auch über die Bierauswahl und Sport live im TV. Und zu Essen gab es auch.

Und doch, selbst hatte ich schon ein PC mit Zeugs mit DSL Anschluss, und wußte daher auch, die Sache mit dem Internetcafe wird sich verlaufen. Viele PC-Systeme gab es schon für knapp 2k DM beim Elektronikdiscounter. Und irgendwie wollte ich dann dort doch nicht versauern und bemühte das Internet, siehe Hotelcareer, und suchte etwas, von dem ich etwas verstand. Okay, stimmt nicht. Ich suchte einfach einen Job. Ende Juli 2001 schrieb ich eine Bewerbungsmail über besagte Webseite, bekam nach einer knappen Stunde einen Anruf bezüglich eines Vorstellungsgespräches, welches auch 14 Tage später stattfand. Es wäre auch früher gewesen, hätte der Direktor nicht Urlaub gehabt. 

Mitte Juli 2001 also das Vorstellungsgespräch, den Abend nach Gespräch, Hausführung usw, habe ich mir Bierselig um die Ohren gehaun, übernachtet habe ich dann natürlich auch im Hotel, und eigentlich hätte ich auf der Rückfahrt nach Worms noch ein anderes Vorstellungsgespräch gehabt, am nächsten Tag in Düsseldorf, aber durch den leichten Schädel, naja, und weil Düsseldort eben Düsseldorf ist, habe ich es bleiben lassen, und fuhr ohne Zwischenstopp heim. Keine 15min in meiner Wohnung angekommen, erreichte mich ein Telefonanruf "Herr Jens, Sie haben den Job. Vertragsbeginn ist 01. September 2001.". Uii Uii Uii. Ging ja fix.

Ich brauchte eine Wohnung, da half man mir auch gleich, sauber und  sofort bezugsfertig. Heute noch, keine 5min von meinem Hotel entfernt, wohne ich dort. Umzugsunternehmen? Am Arsch. Kumpel gefragt, welcher auch noch nebenher in einer Transporterverleihfirma arbeitete, half mir sowohl mit dem Transporter, sehr kostengünstig, ebenso mit dem Schleppen der Möbel, und auch mit dem Fahren als solches. Denn auch heute noch habe ich keine Fahrerlaubnis. 

Kurz zusammengefasst: 

- Ende Juli 2001 Bewerbung losgeschickt,

- Mitte August 2001 Vorstellungsgespräch,

- ein Tag danach Zusage & Vertrag bekommen,

- 14 Tage später nach Hamburg gezogen.

Die Wohnung eingeräumt, mit dem Kumpel noch fix beim Burgerbrater gewesen, weil er ja auch wieder zurück nach Worms musste, an der Tanke Bier gekauft und am Abend dann das Fußballspiel gesehen. 

Seit dem versuche ich aus dem Nähkästchen zu plaudern.

Zum Einen beweist es ja, dass ich eine treue Seele bin. 20 Jahre im selben Hotel. In einer Branche, welche für seine Fluktuation bekannt ist. Was man aber nicht immer den Angestellen vorhalten sollte, sondern den jeweiligen Unternehmen. 1 Jahresverträge, wer hat so etwas erfunden? Ja ja, der Markt regelt den Rotz. Wenn man die gesetzliche Probezeit nimmt, dies sind ja 6 Monate, dann erwarte ich sowohl vom Arbeitnehmer, dass sie/er herausgefunden hat, ob der Job, der Arbeitgeber das Richtige ist. Und vom Arbeitgeber erwarte ich es auch, dass er herausgefunden hat, ob es lohnt, dass der Vertrag nach 6 Monaten in einen unbefristeten übergeht oder man sich sagt, dass es vielleicht doch nichts wird. Alles andere ist Rotz. Und heute, mit diesen 1 Jahresverträgen, kann der Arbeitgeber es extrem lange hinauszögern, ob es einen Folgevertrag gibt oder mensch heimgehen muss. Mitarbeiterbindung sieht anders aus. Und als weiteres kommt dann ja auch noch die Bezahlung hinzu. Warum zahlt man in München und Bayern allgmeinen, mehr als zB hier in Hamburg und Umgebung? Und nein, das Argument, dass die Mieten in München höher als hier sind, dies kannste knicken. Frag doch mal, was hier für Mieten aufgerufen werden. Dies nur als kleiner Aufreger.

Also, treu bin ich. Okay. Bin ich jetzt aber auch faul und/oder nur dumm? Faul, weil ich mich nicht nach Anderen umsehe? Umsehen geht schon klar. Aber dann doch zu faul um die Initiative zu ergreifen? Ist es damit auch dumm? Möglich. Beides sogar möglich.

Doch ich will auch sagen, dass ich trotz meiner Bequemlichkeit dennoch eine/meine kleine Wohlfühloase habe. Die Wohnung ist genau richtig für mich. Maximal 10min bis zur UBahn, im Umkreis von max. 10min Fußweg dann auch 4 Supermärkte, 2x die Woche Markttage, Banken, Ärzte, die Post. 5min bis zur Arbeit. Und selbst zu Fuß ist der Flughafen nur 20min entfernt. Mein kleiner bequemer Kosmos. Und dies seit 20 Jahren.

Dennoch, auf den großen Lottogewinn hoffe ich dennoch weiter.

Herr Jens