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Ju
Tag 4, Dienstag
18.07.2017 23:55

Du weißt schon, Wecker rasseln um 7, aufstehen, duschen, Tisch decken. Und doch war etwas anders. Unser Tischschild „Fanladen St. Pauli“ (wir hatten drei davon, je Tisch eines) wurde geschändet. Eine schwäbische Jugendgruppe hat, still und heimlich, und echt ganz klein „HSV“ draufgeschrieben. Doch, Adlerauge ich, sah es sofort. Doch wir, Challenge accepted, konterten mit „nurder HVV“ & „DAZKE“. Und um es vorweg zu nehmen, da kam dann auch nichts mehr. Püüüh.

Heute handelten die Workshops vom KZ Auschwitz III Monowitz. Die einzelnen Gruppen arbeiteten sich durch verschiedene Themen, zB Aufbau von Monowitz, Arbeitskommandos, Krankenhaus (wenn man es als solches bezeichnen kann) usw.. Und es kamen, per Video, Zeitzeugen zu Wort. Hier kann ich gerne auf die Wollheim Stiftung verweisen.  Und hier, wie in unserem Fall, auf die Interviews der Überlebenden. So auch Erich Kary und auch auf David Salz. Unbedingt ansehen (aber auch die anderen Überlebenden). Es ist schon heftig, dass nach über 60 Jahren (zum Zeitpunkt der Aufzeichnung), die Erinnerung der Menschen noch so gegenwärtig ist. Und schön hierbei ist, siehe auch David Salz, dass hin und wieder der Schalk zum Vorschein kommt. Trotz des Erlebten. Jede Gruppe arbeitete sich an ein Thema von Monowitz heran und erstellte eine kleine Präsentation für den Nachmittag.

Dann gab es eine Pause. Mittagessen und etwas Ruhe für alle. Wir fuhren dann mit dem Bus nach Monowice. Heute ist dort keine Gedenkstätte. Teile der Industrieanlangen werden heute wieder genutzt. Das ganze Lager ist aufgelöst und dort, wo die Nazis den Einwohnern ihr Hab & Gut enteignet haben, haben sich wieder die Menschen angesiedelt. Es gibt nur noch ein Denkmal:

An verschiedenen Punkten in Monowice haben dann die einzelnen Gruppen ihre Ausarbeitung präsentiert und so konnten wir Stück für Stück über das KZ Monowitz, über die IG Farben und die Ausbeutung als Arbeitskraft und auch einiges über Strafen, und nicht nur durch das Wachpersonal der SS oder der Funktionshäftlinge, sondern auch durch Angestellte der IG Farben erfahren. Aber eben auch, siehe David Salz, wie Menschen überlebten und sich ihren Schalk im Nacken bewahrten. Klingt auch besser als Schlitzohr (für Insider).

Nach dem nun jede Gruppe ihre Punkte zum KZ Monowitz und der IG Farben dargebracht hatte, sind wir der brennenden Sonne entflohen und wieder zurück zur IJBS. Kleine Pause. Und dann sind wir alle zusammen zum Abendessen gegangen. Diesmal aber nicht in der IJBS sondern in einem Restaurant in Oświęcim. Vorher wurden schon ein paar Speisen offeriert, damit wir eine Vorauswahl treffen konnten. Und natürlich sollte sich jeder merken, was sie/er essen wollte. Nach einem kleinen Umweg (war nicht meine Schuld) kamen wir an im Restaurant Chata na Zaborskiej.

Für uns war auf dem Freisitz eingedeckt, war ja auch super Wetter, auch noch am Abend. Für die, die es verpasst haben, war jetzt die Zeit gekommen um sich mit Antibrumm einzusprühen. Mag sein, dass ich aus der Branche bin, mag sein, dass Zeit für mich relativ ist, ich jedenfalls hatte keine Eile. Erst mal gab es Wasserkrüge für unsere Tische, dann die Bestellung der Getränke. Und was soll ich sagen? Schuster bleibt bei Deinen Leisten. Daher also Bier. Und dass man in Polen lecker Bier brauen kann, dies weiß man nicht erst seit heute. Die Vorspeisen wurden gereicht. Und schön hierbei ist eben auch, dass tatsächlich vergessen wurde, was man bestellt hatte. Nicht von allen, natürlich, aber eben ein zwei waren schon dabei. Lustig.

Wieder Bier, dann das Hauptgericht. Und, wer bestellt hat, das Dessert. Und ich sage es gerne wieder: alles was ich die ganzen Tage gegessen und getrunken habe war derbe lecker. Egal ob in der IJBS oder eben im Chata na Zaborskiej. Und zum Abschluss gab es ein Schnäpschen. Nicht für mich, aber ich kenn mich … . Die Meute brach auf. Durch den Umweg auf dem Weg zum Restaurant, habe ich mich direkt für ein Taxi entschieden. Drei andere Teilnehmer taten es mir gleich und wir waren schneller wieder daheim als ich hätte bis fünf zählen können. Was sind wir auf dem Hinweg denn nur falsch gelaufen? Egal. So noch schnell etwas an der Tanke gekauft. Zur IJBS, die anderen trudelten auch langsam ein. Und ein langer Abend in geselliger Runde stand nichts mehr im Wege.

Irgendwann ins Bett. Und diesmal war ich clever genug um selbst zu den Ohropax zu greifen. Ich bin schneller eingeschlafen als Knobi hätte gute Nacht sagen können.

Herr Jens

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