Nicht dass ich abgeneigt wäre, aber mir gehts halt nicht um das Bier vom Fass oder die Wurst vom Grill. Es ist auch nicht der Sommerurlaub gemeint, welcher bei mir ja eh immer erst im Herbst ist.

Jahrelang habe ich mich auf meinem Balkon der Kultivierung heimischer Kräuter gewidmet. Rosmarin, Dill, Schnittlauch, Petersilie, Basilikum, Thymian und solcher Küchenkräuter. Es war auch immer sehr einträglich. Doch nicht jedes Essen lässt sich mit Kräutern verfeinern, oder wenn, dann nur ein wenig davon. Ja, Rosmarinkartoffeln gehen immer, auch Quark mit Schnittlauch und Petersilie, Gurken mit Dill. Nudeln mit Mozzarella di Bufala Campana und Tomaten. Du weißt ja sicher selbst, was man alles mit den Kräutern verfeinern kann. Und doch, so viel konnte ich nie verbrauchen wie es wuchs. Bei Kräutern hatte ich also einen grünen Daumen. Es war ja auch pflegeleicht, weil ich eigentlich nichts zu tun brauchte, ggf. etwas gießen.

Dieses Jahr also sollte es anders werden. Blumen statt Kräuter. Ein Herz für Bienen. Wenn möglich sollte in loser Folge immer mal etwas blühen und farbenfroh daherkommen. Natürlich habe ich keine Videos von Anzucht, Pflanzung und solchen Dingen angesehen. Einzig, dass ich mal im Pflanzenbereich eines Baumarktes schaute, was so an Saatgut vorhanden war und welche Erde man wohl am besten nutzt für Blumen.

Du kannst Dir sicher denken, dass ich nicht wirklich schlau wurde. Habe nur etwas Saatgut gekauft und dann Blumenerde ohne auf Voraussetzungen usw. zu schauen. Einfach machen, meine Devise. 

Mein großer Vorteil ist, dass ich keinen Wintergarten brauche um es im späten Winter oder frühen Frühling zu beginnen. Meine Fensterfront ist bodentief und Sommer wie Winter scheint die Sonne, also wenn sie scheint. Dort hatte ich also in kleinen Töpfen etwas Erde eingebracht, natürlich das Saatgut und leicht gewässert. Dies vor den bodentiefen Fenstern platziert und vor allem Zeit gegeben. Hin und wieder Wasser mehr braucht es nicht. Die Pflanzen sprießten und ich war schon ein wenig happy.

Die Zeit ging ins Land und draußen wurde es auch wärmer, sonnig allemal. So habe ich dann die kleinen Pflänzchen in Blumenkästen umgetopft, dies noch eine Woche vor dem Fenster abgestellt und dann die Blumenkästen am Balkongeländer angebracht. Was bei mir bedeutet, ich brauchte nur die Eisenhaken an das Geländer hängen und die Blumenkästen hineinsetzen. Kleiner Tipp, wenn es geschlossene Kästen sind, bitte ein paar Löcher hineinmachen, damit dann bei Regenwetter auch das Wasser abfließen kann und es nicht zu Fäulnis kommt und die Pflanzen sterben.

Über den Frühling, den Sommer bis zum Herbst grünte und blühte es auf meinem Balkon. Bienen tummelten sich, selbst kleine Vögel machten ihre Morgentoilette in den Blumentöpfen, die nun nur noch so herumhingen.

Da waren noch gar nicht mal so viele Blühten zu sehen. 

Über den sonnigen Sommer, und da konnte man ja nun echt nicht meckern, nutzte ich auch die Sonne und das Wasser für dieses hier:

Natürlich wurde ich durch die Austria Variante inspiriert. Ja, es ist immer noch ein Glanzstück. Nicht ohne Grund gibt es Schuhe mit Klettverschluss.

Ich kenne die Blumennamen nicht, ist ja auch nicht so wichtig. Doch bei einer Pflanze wurde ich stutzig, weil es mich an eine Kastanie erinnerte, und wir haben Kastanien am Haus. Konnte es sein, dass da ein Samen/Pollen in meinem Blumenkasten landete? Da habe ich lieber einmal nachgefragt.

Des Rätsels Lösung, dank Knobi, es ist der Datura stramonium. Heiliger Bimbam, wie kommt so etwas in meinem Blumenkasten? Da er schon leicht aufgeplatzt war, konnte ich in das Innere sehen und war dann absolut sicher: nichts wie weg damit. Vorsichtig habe ich dann die Pflanze entsorgt. 

Ansonsten gab es keine Überraschungen. Nur schöne Balkonpflanzen.

Manchmal musste ich gar nicht gießen, denn die Natur erledigte den Job. Abends habe ich, gerade wenn es sehr warm und derbe sonnig war, noch ein zweites Mal gegossen. Früh, kurz nach 7, wenn ich von der Arbeit kam, sowieso. Manchmal reichte es aber auch aus, wenn ich nur leicht mit Wasser gesprüht habe, statt es zu übertreiben. Mir gefallen die Blühten auch mehr, wenn sie diese kleinen Wassertropfen tragen. Sehr beruhigend.

Es war immer ein Kommen & Gehen. Will sagen, dass über die Zeit immer wieder neue Blüten sich zeigten, nicht alle gleichzeitig.

Einige Pflanzen waren auch so überhängende, welche also statt nach oben eben über den Blumenkasten nach unten wuchsen. Von außen betrachtet war der Balkon richtig schön anzusehen. Von meiner Seite natürlich auch.

Ich wusste vorher gar nicht, dass ich so viel Spaß am Gärtnern habe. Wenn meine Eltern mich ab und an gebeten hatten, dass ich ihnen im Garten helfe ... ich hatte immer irgendwas zu tun.

Vielleicht habe ich ja meine Berufung gefunden? Wenn Du also einen Garten anlegen möchtest, Deinen Balkon verschönen willst, dann frage bitte jemand anderen, ich bin zwar gut in dem, was ich mache, aber dennoch noch kein InFLOWERencer. (ich danke Knobi für diese Wortschöpfung.)

Ab und an, und bei mir scheint die Sonne von morgens kurz nach 7 bis nachmittags um 4, musste ich echt aufpassen, dass mir die Pflanzen nicht eingehen. Gerade auch bei Temperaturen oberhalb von 30° C.

Dann habe ich mich liebevoll gekümmert. Eben nicht nur gegossen, sondern auch mit Wasser aus der Sprühflasche alles besprüht.

Jetzt, wo der Herbst begonnen hat, werden die farbenfrohen Pflanzen weniger. Doch auch dies vergeht. Der nächste Frühling kommt bestimmt. Mal sehen, was dann auf meinem Balkon wächst. Jetzt, wo es legal ist. Hahaha.

Herr Jens