Ich hatte das Glück auf meiner Seite. Und so begab es sich, dass Flo und ich nach Gdansk reisen konnten, im Vorfeld der EM2012. Und weil der Übersteiger ein paar Porträts der teilnehmenden Länder online stellte, durfte ich dort auch einen Beitrag, zum Thema des einen Gastgeberlandes Polen, beisteuern.
Publiziert am 29. Mai 2012 auf dem Übersteiger-Blog
Jetzt frag nicht gleich, wieso, weshalb warum wir in den Genuss kamen die Flüge von Hamburg via München nach Gdansk und zurück sowie zwei Übernachtungen/Frühstück mit freier Nutzung des Wellnessbereichs im 5***** Hotel Dwor Oliwski zu nutzen, ich würde es Dir eh nicht erzählen. Aber zwei von der BSSP (Breitseite Sankt Pauli, Anm.d.ÜS) hatten die Chance das EM-Quartier der deutschen Nationalmannschaft kurz vor EM-Beginn in Augenschein zu nehmen.
Ein Hoteltest eben. Und natürlich habe ich mich dazu bereit erklärt. Einer muss es ja machen.
Und Flo kam dann auch mit. Ging zwar ein bisserl hin & her, da ja der Montag auch noch frei genommen werden musste, aber am Ende klappte dann alles. Und so flogen wir am Samstag des Champions League Finales nach Gdansk.
Am Abend vorher online eingecheckt, mussten wir nur noch das Gepäck abgeben. Bei der Reisebank noch fix Geld fürs Wochenende getauscht. Hin zum Gate. Flug mit Lufthansa via München (schon der 09:05 Uhr Flug war komplett ausgebucht) nach Gdansk. Dezenter Service an Bord. Bestes Wetter, keine Turbulenzen. Und bei strahlenstem Wetter angekommen. Taxi zum Hotel genommen. Fahrzeit knapp 25min, wobei wir noch einen Zwischenstopp machten, damit wir in einem Supermarkt einkaufen gehen konnten. Du kennst die Minibarpreise? Da weißte auch, dass wir dafür im Supermarkt das drei- bis fünffache bekommen würden. Und dann gings weiter. Der Fahrer sprach zwar kein oder nur sehr sehr homöopathisches Englisch (konnten wir bei fast allen Taxifahrern übers gesamte Wochenende feststellen), aber mit Händen und Füßen … ist ja immer so. Auf jeden Fall waren sie sehr stolz, dass die deutsche Mannschaft in Gdansk Quartier bezieht und man hat auch extra einen Trainingsplatz neu angelegt mit Rollrasen und Umzäunung.
Am Hotel angekommen. Ein tolles Teil. Reetgedeckte Dächer. Fachwerkhaus. Drei Häuser die ineinander übergehen. Dazu ein Haus fürs Bankett und ein freistehendes Haus für Restaurant & Bar. Kurz den Meldeschein ausfüllen und dann das Zimmer 262 bezogen. Schlafen wie Prinz Poldi.
Durch vorherigen eMailkontakt mit der Salesmanagerin konnten wir erfahren, dass es einen kostenfreien Internetzugang gab, welchen wir auch gleich nutzten, schon weil wir schauen wollten, was die Pläne für die Samstag Nacht machen. Das Hotel hat 70 Zimmer, wobei es nur ein Einzelzimmer gibt. Der Rest ist als Doppelzimmer bzw. Junior- & Suiten ausgelegt. Wir hatten ein Twinbett Zimmer. Alles war Top gereinigt, im Bad auch keine Haare vom Vornutzer zu finden.
Bett war von guter Qualität, was auch durch guten Schlaf und dazugehöriges Schnarchen bestätigt wurde. Während Flo sich auch bald in den Wellnessbereich begab, hielt ich erst mal ein kleines Mittagsschläfchen. Zum einen hatte ich in der Nacht vorm Abflug noch Dienst gehabt und litt somit schon mal unter Schlafmangel. Dann hatte ich mal wieder eine Mandelentzündung, welche mich etwas schwächte. Und war es früher immer so, dass ich mit drei vier Stunden Schlaf pro Tag auskam, bin ich durch die Einstellung (Tabletten, Blutzuckermessungen usw.) wegen Diabetes und den ganzen Mist ein wenig groggy. Da hilft so ein Schläfchen ungemein.
Flo war im Pool, im Jacuzzi, Sauna und Dampfbad. Wenn er gewollte hätte, die Fitnessgeräte hätte er auch nutzen können. Alles inklusive unseres Pakets. Später dann surfte ich noch kurz im Internet, schrieb Adressen auf, so Sportsbars und so. Hier und da schon mal auf die Preisliste geschaut, absolute Klasse. Dann noch fix duschen und schon ging es mit dem Taxi in die Altstadt von Gdansk.
Hach, was soll ich da nur schreiben? Gdansk ist einfach eine bezaubernde Hafenstadt. Klar, als wir von unserem Hotel in Richtung Stadt/Altstadt fuhren, da kamen wir an den üblichen Plätzen vorbei. Hafen, Bahnhof, Einkaufszentren, Universität und Wohnsilos. Aber alles recht gediegen. Es hat auf keinen Fall den Charme von einem Vorort von Moskau oder so. Und je näher wir der Altstadt kamen, desto schöner wurde es. Wunderschöne restaurierte Häuser, verziert mit allerlei Stuck und Gold. Prächtige Kirchenbauten. Eine Flaniermeile ohne Autos dafür mit einem Straßencafé neben dem anderen, Freisitze die zum Verweilen einladen. Und natürlich haben wir überall geschaut was es zu Essen und zu Trinken gibt, wie die Preisliste wohl aussieht. Getränkepreise sind einfach top. Und eines darf festgestellt werden: vom Bierbrauen verstehen sie dort eine ganze Menge. Ein Bier leckerer als das Andere. Und das Essen erst. Köstlich. Wenn es nicht so unschicklich gewesen wäre, wir hätten auch noch die Teller abgeleckt.
Später sind wir noch ein wenig spazieren gegangen und haben uns dann ein schönes Plätzchen fürs Finale ausgesucht. Ein Freisitz in der Fußgängerzone hatte einen fetten Screen aufgebaut, dazu zwei verschiedene Biere vom Fass. Und wir gleich zu den reservierten Plätzen. Flo meinte noch, dass wir viel trinken würden, so waren die Plätze uns sicher. Am Nachbartisch eine Dortmunder Familie, boah eh, woll, Pilsken … weißt bescheid. Nach der ersten Halbzeit sind sie in ihr Hotel zurück, wollten dort weiter schauen. Nun ja.
Je später der Abend, desto schöner die Gäste. Nun ja, wir waren wohl beinahe die Einzigen die auf die Bayern gehalten haben. Der Spielverlauf zeugte ja auch davon. Beim 1:0 großer Jubel, wenn auch nur von uns. Und irgendwie interessant war dann auch, dass vorm Freisitz viele auch das Spiel sahen. Unter anderem zwei Leute mit einem Shirt „good night left side“. Passendes Posing und grimmiger Blick. Doch was solls, wir mussten ja, wenn wir auf Toilette wollten, immer an denen vorbei. Aber da kam dann nix. Wie in der Überschrift gesagt, die BSSP hat sich gezeigt :-D.
Nach der Blamage, dem Ende des Spiels, leerte sich der Freisitz und auch die nähere Umgebung. Von den Zweien war niemand mehr da. Wir tranken also weiterhin unser Bier. Quatschten mit anderen Leuten über Fußball, über Gdansk und die Möglichkeit das Nightlife zu erkunden. Doch es war schon spät, der nächste Tag hielt noch einiges für uns bereit. Und so sind wir auf der Suche nach einem Taxi noch an einem Rockcafé vorbei, da war der Türsteher auch breiter als höher. Aber dies fiel uns extrem auf. Da laufen mal ein paar ganz schön bepackte Typen durch die Welt. Oder anders gesagt, da können sich einige auf ein paar Matches einstellen. Mit dem Taxi noch ein kurzen Stopp an der Tanke gemacht, Bierdurst. Flo packte sich schon mal die Oropax in die Ohren, weil er meinte, ich würde wohl in der Nacht das Schnarchen anfangen. Ha, und wie ich vom Zähneputzen ausm Bad komme, liegt er quer über sein Bett und ratzt da was zusammen, irre. Ich musste sogar den Ton vom TV lauter stellen. Nun ja, und ohne TV schläft man ja auch nicht.
Früher morgen, die Vögel zwitschern ihre Lieder, die Sonne strahlt ins Zimmer. Ab kurz vor 5 war ich fast nur noch wach. Immer mal kurz wegnicken, aber nie wirklich im Tiefschlaf mehr. Also weiterhin TV. Das TV-Gerät wird den Bayernspielern der Nationalelf sicher nicht gefallen, trägt es doch den Schriftzug des Sponsors der Londoner. Und was gibts so alles zu sehen? RTL, ZDFinfo und Nickelodeon/Comedy Central. Und am zweiten Abend gabs keinen Ton bei CC. Da hilft halt nur der eigene Laptop oder das Gespräch mit der Partnerin, falls vorhanden. Gegen 9 Uhr aufgestanden, frisch gemacht und hin zum Frühstück. Am Empfang muss man seine Zimmernummer nennen und schon konnte man nach oben gehen. Saßen wir am ersten Morgen noch im Restaurant, waren wir am zweiten Morgen auf der Dachterrasse am Frühstücken. Und das Frühstück selbst? Ich bin nun kein großer Frühstücker, zumal mich ja noch meine Mandelentzündung plagte, aber eigentlich kann man Stunde um Stunde mit Essen & Trinken verbringen. Immer wieder wird verbrauchtes nachgelegt. Alles gute Qualität. Lecker Zeugs eben. Ich war jetzt noch nie in einem Ferienhotel für Massentourismus, daher fehlt mir der Vergleich. Aber da ich ja aus der selben Branche bin, kann ich sagen, dass Frühstück hatte seine Highlights. Und wer hier nicht satt wurde, wem es hier nicht schmeckte, dem ist sowieso nicht zu helfen. Klasse.
Da wir die ganze Zeit keinen Service wollten, weder turn down Service noch Reinigung, konnten wir entspannt zum Zimmer zurück. Etwas surfen im Netz für mich, etwas Fitness für Flo. Nebenher machte ich noch ein paar interessante Bilder vom Hotel. Unter anderem ein Bild mit unserem Zaunlappen.
Wieder hat sich die BSSP gezeigt. Und am späten Mittag/frühen Nachmittag, sind wir wieder mit dem Taxi in die Altstadt. Am Hafen entlang. Eigentlich wollte ich noch mit dem Schiff zur nahegelegenen Westerplatte. Aber Flo meinte, eine Hafenrundfahrt könne er auch in Hamburg machen. Nun ja. Wir schön gemütlich durch die Altstadt spaziert. Und am Ende lief es doch darauf hinaus, dass wir derbe Hunger hatten und auch Durst. Also wir wieder eingekehrt und lecker gespeist. Natürlich durfte das Bier nicht fehlen. Irgendwann dann wieder aufn Weg gemacht. Mit dem Taxi heim, kurzer Zwischenstopp in der Galeria Baltycka gemacht, noch fix etwas Bier und Zeugs fürn kleinen Hunger gekauft. Und schon waren wir wieder im Hotel.
Und was machen? Richtig, diesmal auch für mich: Pool und Jacuzzi. Sehr entspannend. Später dann noch kurz den Room Service (Clubsandwich) in Anspruch genommen. Gemütlich den Abend verbracht, Bier trinkend. Irgendwelchen Mist im TV gesehen um dann müde ins Bett zu fallen. Diesmal war es an mir, der schnarchte und den Mitbewohner nicht schlafen ließ. Wobei, ich glaub dem eh kein Wort :-D.
Wieder wie gewohnt geweckt worden. Frühstücken und Fitness. Einen late-check-out vereinbart und den Vormittag mal so richtig schön gemütlich angehen lassen. Wieder duschen, auschecken und Gepäck deponieren. Und dann haben wir nochmal die Umgebung erkundet, wir hatten ja Zeit. Man hat also für das deutsche Team extra einen Rasenplatz angelegt. Große Umzäunung und allerlei Tore und so Zeugs. Alles sehr ruhig und landschaftlich Reizvoll gelegen. Und es gibt sogar einen Felix Magath Gedächtnishügel. Für Waldläufe eignet sich die Umgebung ebenfalls.
Als wir abfuhren wurden neue stabile Zäune angeliefert, damit die Presse und die Touristen ferngehalten werden. Kann ich nachvollziehen.
Das Hotel, und da hat der Niersbach mal Recht, ist echt zum Verlieben. Vielleicht sollten ein paar Angestellte nur etwas offensiver mit ihrem Englisch umgehen. Sonst erhält man den Eindruck, dass sie es nicht sprechen können/wollen. Aber ganz ehrlich, wer sich dort nicht Verständigen kann, kann es wohl nirgendwo. Da das Hotel durch die verschiedenen Gebäude doch zusammenhängend ist, sind bei den Übergängen immer wieder kleine Lobbys entstanden. Sofas und Sessels stehen dort, auch mal ein TV-Gerät. Kleine Teestationen sind dabei. Und alles reichlich garniert mit kunstvollen Bildern. Sei es auf die EM bezogen und somit sportlich oder eben klassische Gemälde. Die Mannschaft wird sich wohl fühlen, keine Frage.
Wird sie durch dieses Hotel zum Erfolg beflügelt werden? Wir von der BSSP hoffen, mit unserem Karma dementsprechend Einfluss genommen zu haben. Und in welche Richtung dabei die Erfolgsnadel ausschlagen soll? Nach der Vorrunde hat die Mannschaft ja immer noch die Chance das Hotel zu nutzen, schließlich hat der DFB es bis zum Ende des Turniers geblockt, als alleiniger Gast. Und wenn man sich nicht mehr aufs Fußballspielen konzentrieren muss ….
Später wieder mit dem Taxi zum Flughafen. Zigaretten kaufen, etwas die Seele baumeln lassen. Wieder via München mit Lufthansa zurück nach Hamburg.
Und soll ich was sagen? Ich würde jederzeit wieder hin fliegen. Gdansk ist eine Reise wert, allemal. Und das Hotel ist schlichtweg Klasse. Und die Menschen, sehr sehr freundlich und immer hilfsbereit. Do widzenia, Gdansk.
noch ein paar unsortierte Bilder.
// Gastartikel von Jens, solch famose Reiseberichte schreibt er sonst nur für die Breitseite