Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige ...
02.12.2023 19:57
... Euch große Freude. Es ist ein Aufsteiger! Wahrlich, ich sage Euch, ich habe den Aufsteiger gesehen. Doch wie immer im richtigen Leben, es gab so einige Hürden zu überwinden. Einige waren leicht, andere schwer zu umgehen. Doch am Ende hat alles geklappt. Da ich im Internet nach noch möglichen ausstehenden Fußballspielen hier in Japan, vielleicht sogar vornehmlich in Tokyo, Ausschau hielt, freute es mich, dass ich noch die Chance hatte zum Spiel von Tokyo Verdy. Dort war ich schon zwei Mal, alle guten Dinge sind drei. Man kennt es. Jetzt ist es aber so, dass man gar nicht so einfach bei Tokyo Verdy ein Ticket buchen kann. Vor Jahren klappte es ganz gut. Beim letzten Mal hatte ich schon ein paar Probleme, weil es irgendwie mit dem QR-Code nicht richtig klappte, man erstellte mir am Ticketcounter einfach ein neues Ticket. Doch jetzt war es nur noch auf Japanisch und mit irgendwelchen Registrierungen möglich. Hör mir auf! Die Lösung war dann, dies wusste ich von anderen Möglichkeiten, dass man in einigen Convenience Store wie 7eleven am Automat Tickets kaufen kann. Drückt man auf Englisch, kann man nur drucken, scannen oder kopieren. Auf Japanisch kann man Veranstaltungen, Tickets, Kinokarten usw. buchen, kaufen. Ein Mitarbeiter half mir dabei, dass ich an das Ziel komme und am Ende ein Ticket in den Händen halten durfte. Dann bin ich gleich noch, voller Elan, weil es mit dem Ticket so gut geklappt hat, nach Odaiba, habe mir mein Cap abgeholt. Sieht es gut aus? Erst noch Kaffee im riddle, dann etwas Essen und versuchen etwas zu schlafen. Um 02:25 Uhr sollte der Wecker klingeln. Doch ich war schon eher wach. Etwa aufgeregt?
Wie dem auch sei, Spiel gesehen und dann noch mal etwas versucht zu schlafen. Halb zehn sollte der Wecker wieder klingeln. Gesagt, getan. Ich schaue erst mal aus dem Fenster. Rasieren & duschen. Dann vor der geplanten Zeit aus dem Hotel. Langt locker für den ersten Kaffee. Auf dem Weg zum Stadion von Tokyo Verdy, erst mal die Lage gecheckt. Normales Ligaspiel, 3. gegen den 4.. Aber halt, nicht doch. Es ist das Playoff Finale zum Aufstieg in die J1-League. Da fress ich doch einen Besen. Sowohl S-Pulse Shimizu als auch Tokyo Verdy haben sich für das Playoff Finale qualifiziert, wobei Verdy einen Punkt mehr auf dem Konto hatte. Ich fahre also von Otsuka nach Shinjuku, dort in die Keio-Linie (Express-Zug) nach Chofu. Dort ausgestiegen, weil ich dachte, es ist in Stadionnähe. Aber nein. Ich musste erst mal noch mit der Local Keio-Line zwei Stationen fahren. Raus aus der Bahn. FC Tokyo Treppe am Bahnhof Chofu. An der richtigen Heimspielstätte, der Station vom Stadion, Beflaggung beider Vereine. FC Tokyo und Verdy, die sich ja ein Stadion teilen. Das Stadion schon in Sichtweite. Kurzer Weg. Am Stadion auch schon gut was los. Dort war ein verdammtes Stadionfest für irgendwelche Sportarten mit Entertainment und so Zeugs. Wollen die mich verarschen? Erst mal Frust geschoben. Tee getrunken. Nachgefragt. Ja, ja. Dies hier ist schon das Stadion von Tokyo Verdy. Aber da es das Playoff Finale war, der Veranstalter der japanische Fußballverband ist, wurde es ins National Stadion in Shinjuku-ku verlegt. Dort war ich schon mal. Du erinnerst Dich.
Laut Navitime Japan, hätte ich jetzt mit der Local Keio-Line 20 Stationen auf die langsame Tour fahren sollen, dann umsteigen um dann am Ende 15-30 Minuten zu spät zu kommen. Man, war ich sauer. Doch Fuchs ich, fuhr ich nur zwei Stationen bis Chofu, stieg dort in die Keio-Line (Express) um und war mit Umstieg in Shinjuku in die Oedo (auch Teio) Line, mit zwei Stationen Fahrt direkt am Stadion. 40 Minuten vor Anpfiff. Und jetzt kommst Du. Dann ging es erst mal drei Etagen im Stadion nach oben. Doch zum Glück, überall Rolltreppen. Die Sitzplatzauswahl war ganz einfach: Du hast für diese Seite des Stadions gebucht, such Dir einen Sitzplatz und schau das Spiel. Als Einzelner hat man es ja noch einfach sich einen Platz zu suchen. Hier und da war noch vor Spielbeginn etwas frei. Daher bin ich auch gewechselt. Ich war im Oberrang, auch wenn über mir es 30 Reihen nach oben ging, war ich mit meinem Platz absolut unzufrieden. Warum? Er war einfach zu hoch. Dann also versuchen irgendwie in einen unteren Rang zu kommen. Dabei bin ich an der Gästekurve vorbeigekommen und habe kurz in den Block geschaut. Weder bei der An- noch bei der Abreise, und auch im Stadion gab es keine Fantrennung. Polizei habe ich keine gesehen. Die OrdnerInnen waren im Schnitt 20-25 Jahre alt. So wie man eben die Volunteers kennt. Verrückt, oder? Dann hatte ich meinen Platz gefunden. Im Mittelrang, fast auf Höhe der Mittellinie. Ich konnte somit das Spiel gut sehen, beide Fankurven ebenso. Die Mitmachchoreo wurde per kleine Poster an die Wände vom Umlauf geklebt, damit auch alles klappt. Und wieder nach rechts und links geschaut. Das Spiel beginnt und es war, wie schon lange vor dem Spiel, derbe laut. Beide Kurven, aber auch die jeweiligen Fans der Teams, welche versetzt saßen, machten ein Krawall, herrlich. Abtasten und dann nahm Shimizu das Heft in die Hand und drückte Verdy in die Abwehr, lange Zeit. Selten, dass Verdy sich befreien konnte. Noch seltener, dass sie selbst Chancen kreierten oder zwingend welche hatten. Nach so 20 vielleicht 30 Minuten konnte auch Verdy mitspielen und hatte hier und da eine Chance. Doch viel war da nicht. Aber was brauchen sie schon? Ihnen reicht ein Punkt, also das Unentschieden. Lässt sich so haushalten? Halbzeit. Zu Beginn der zweiten Halbzeit wieder eine Choreo von Verdy. Leider verfing sich ein Teil der Blockfahne an einem Mundloch. Aber man kann erkennen, dass beide Wappen den Schriftzug Tokyo Verdy umschlossen. Wir kennen es alle. Machst Du selbst kein Tor. Hast Dich vielleicht nur auf das Verteidigen versteift, dann kommt es wie es kommen muss. Shimizu bekommt in der 61. Minute einen Handelfmeter (VAR Überprüfung inklusive) und verwandelt diesen eiskalt durch Thiago Santos Santana, in der 63. Minute, wegen VAR. Dies hat beide Fanlager noch mehr motiviert und die haben dann richtig Ballett gemacht. So verstrichen die Minuten, die Uhr lief weiter Richtung 89./90. Minute. Die Nachspielzeit wird angezeigt: +8. In der 94. Minute dann die Entscheidung für einen weiteren Elfmeter. Es kam wie es kommen musste. Verdy hat den Ausgleich geschossen durch Itsuki Someno, 90+6, durch VAR. Shimizu kam nicht mehr zurück, hat sich von dem Niederschlag nicht mehr erholt. Hier noch die bewegten Bilder. Der Rest war eine Party in grün/weiß. Nachdem also der Aufstieg in die J1-League perfekt war, wurde somit offiziell der Aufstieg erklärt und gefeiert. Einige Spielerinterviews wurden über die Stadionleinwände übertragen. Ein Spieler konnte fast gar keine Frage beantworten, weil er einfach immer wieder anfing zu weinen. Da fühlt man mit. Erinnert an Fürth2010. Irgendwann bin ich wieder Richtung Otsuka. Am Bahnhof Yoyogi in den Sonnenuntergang geschaut. Weil ich den Tag über noch nichts gegessen hatte, vor allem durch den Stress mit dem falschen Stadion, gönnte ich mir einen heißen Soba-Nudel-Ramen mit wildem Gemüse und Frühlingszwiebeln. Herr Jens P.S. Ich finde, der FC Sankt Pauli kann diesem Beispiel gerne folgen. Gegen einen Aufstieg hätte ich echt nichts einzuwenden. Diesmal aber direkt, ohne Playoff aka Relegation. P.P.S. es gab natürlich keine Verlängerung, wie ich angekündigt habe. Es war mit dem Ende der Spielzeit von 90+8 und dem 1;1 zu Ende. |