die nackten tatsachen
01.12.2017 22:03
warnung! wenn du ein schwaches herz hast, wenn du weisst, dass du manche bilder auch nicht mehr aus deinem kopf bekommst und darunter leiden wirst, wenn du denkst, das leben besteht nur aus sonnenschein ... dann lies bitte nicht weiter. es koennte einen bleibenden schaden nach sich ziehen. jeglicher haftungsausschluss meinerseits ist hiermit erfolgt. warnung! wir haben urlaub, so der plan. und doch stehen wir gegen 8 uhr auf um zu duschen, fruehstuecken und dann gemuetlich zur busstation zu laufen. es ist frueh, vielleicht viel zu frueh. ich hoere noch mein bett rufen: "bleib doch noch ein bisschen", aber nun steh ich an der bushaltestelle, in der schlange der arbeiten bevoelkerung und warte auf bus 7, der uns mal ein wenig aus der stadt bringen soll. abfahrt 09:07 uhr. und er kommt puentklich. am tag vorher haben wir ueber das tourist informations center gebucht. hin- & rueckfahrt und zugang zu einem der vielen onsen. wenn wir mehr als einen onsen nutzen wollen, dann muessten wir vor ort einfach den normalen eintritt zahlen. einsteigen, aber keinen platz finden, doch es stoert nicht. die 80+ min schaffen wir schon. fahrt selbst ist erst mal wenig aufregend. doch dann aendert es sich. war vorher nur etwas schnee auf den strassen und gehwegen, so wird es jetzt alles weiss. und nach einer kurzen fahrt durch den ort, 7,5min, inklusive der ein- und aussteigenden fahrgaeste, sind wir angekommen, in jozankei. es war kurz nach halb elf, und fast keine menschenseele auf der hauptstrasse. nur ...
und da kam auch leicht die sonne raus. doch es aenderte sich recht bald.
wir erst mal auf der hauptstrasse gelaufen. aber, wie sich herausstellte, in die falsche richtung. und, dies scheint unser schicksal auf hokkaido zu sein, wir muessen bei ankunft schon ganz knapp vor der tourist information gestanden haben. doch dies tat unserer guten stimmung keinen abbruch. es ist kalt, derbe schneefall und weit und breit kein mensch zu sehen. ausser zwei deutsche touristen. egal. ich habe mich sogar recht gut mit paul unterhalten koennen ☺☺☺. wir zwischendurch aufs informationsblatt geschaut, die falsche richtung erkannt, wieder zurueck und dann ins info office. dort wurde uns sogleich geholfen. und wir wurden ausgefragt, was wir denn, also jetzt vor allem im winter, denn hier machen wuerden, und warum. scheinbar war denen unser aufenthalt auch nicht so geheuer ☺. wir also nun gezielter herumgelaufen. interessant hierbei war, dass einige strassen, inklusive fusswege, komplett schneefrei, teilweise sogar trocken waren. des raetsels loesung? die heissen quellen, die dort sozusagen von unten her die strasse schnee- und eisfrei halten.
dies war in einem kleinen park. dem sitzenden kollegen lief das heisse wasser uebern ruecken, deswegen war er auch so entspannt. dort war dann auch so etwas wie ein wasserfall mit heissem wasser. und man konnte im supermarkt, gleich in der naehe, eier kaufen um sie in diesem park zu garen.
wir haetten dort auch ein fussbad nehmen koennen und uns so, bis zum gar werden der eier, huehnereier!, die zeit vertreiben koennen. es soll, weil auch derbe viele inhaltsstoffe in diesen quellen sind, recht gut schmecken. so reizvoll war es dann doch nicht. wir dann erst mal, schon weil der schnee nicht aufhoeren wollte zu fallen, in ein cafe. wir also ins j-glacee cafe gegangen. du musst dir also zuerst die schuhe ausziehen, bekommst hausschuhe. eine selbstgebastelte speise- und getraenkekarte. ich habe gleich mal ein paar bilder gemacht, weil ich echt beeindruckt war. du kamst dir so vor, als wenn du dich bei freunden ins wohnzimmer setzen wuerdest um einen kaffee zu geniesen und ein wenig zu quatschen, waehrend draussen der schnee faellt und der wind ums haus pfeift. solltest du also jemals nach jozankei, hokkaido, japan kommen, dann geh ins j-glacee. fuer mich gabs ein blaetterteig gebaeck mit apfelfuellung dazu eine kugel eis mit einer zimt-sauce (ich habe extra zwei bilder davon gemacht, weil mir gefallen hat, dass sie ihr logo mit puderzucker auf den teller gebracht haben. sozusagen vorher/nacher). paul hat ein eis mit einem ei darauf gegessen. also kein gekochtes ei. mehr so leicht angewaermt. soll aber sehr gut gewesen sein. dazu fuer beide kaffee und das uebliche glas wasser. wir dann wieder raus, erst mal, und alles ist in diesem ort fusslaeufig zu erreichen. selbst bei tiefschnee gehst du keine langen strecken. wir also erst zu iwato kannondo. daneben kannst du auch ein fussbad nehmen, was einige auch machten. wir zogen dann weiter. unser naechstes ziel war der futami park mit der futami tsuribashi suspension bridge. wirklich schoen, richtig romantisch. der viele schnee. die kaelte. und dann doch diese rote bruecke mitten in einem meer von weiss. leider ging es auf der anderen seite der bruecke nicht weiter. schon weil es zu steil bergauf ging, durch den schnee eher unpassierbar. so drehten wir wieder um und zogen durchs dorf. unseren anfaenglichen plan, mit wandern in die berge, auf die hoehen, dies haben wir auf grund der wettersituation aufgegeben. wir kamen auch an einer kneipe vorbei. da weisste nur nicht, ob du drinnen uebernachten willst/musst, oder ob du dann doch daheim dein bier trinkst. denn wenn es erst einmal schneit ... . und noch ist ja kein winter.
aber auch was fuers seelenheil gabs aufm weg.
und wir dann erst mal weiter gedackelt. und mehr bilder vom schneetreiben usw, dies findest du ja, wie gewohnt, im bilderlink wieder.
und auf dem weg weiter, da gehts auch noch zu dem beruehmten hoheikyo dam. aber dies war nicht unser ziel. wir wollten, nachdem wir nun schon seit stunden, trotz kleiner pause im cafe, durch den schnee gewandert sind, es teilweise kalt war, dann wieder warm ob der anstrengung, dann wieder kalt ..., ein teufelskreis zu einem onsen. zum hoheikyo onsen. und hier noch mal die offizielle webseite. auf dem weg dorthin, dann auch wieder sonnenschein und einen schoenen blick.
und dann sind wir angekommen. endlich. denn jetzt gab es keine kaelte mehr, kein ermuedentes latschen, kein schneetreiben. nur noch entspannung pur. ich war schon in vielen verschiedenen onsen. und alle sind irgendwie verschieden. gleich ist bei allen, zuerst schuhe aus und ab ins schraenkchen. paul musste noch mal raus, da seine hose zu viele eisbrocken und schnee an den beinen hatte, er musste es erst mal abklopfen. dann gaben wir unseren voucher ab, denn dieser eine onsenbesuch war im preis inbegriffen. andere onsen haetten auch zur auswahl gestanden. handtuch und den kleinen lappen konnte man ausleihen, 740 ¥, am ende seines besuchs, und bei rueckgabe, gab es 300 ¥ zurueck. also somit 440 ¥ = 3,32 € gezahlt. also, dieser onsen war sehr spartanisch, aber auch irgendwie traditionell. statt eines umkleideraumes mit abschliessbaren schraenken und einem "kosmetik"bereich mit spiegel, allerlei durftwaesserchen und anderen annehmlichkeiten, gabs es nur regale mit waschkoerben. ein spiegel. eine waage. zwei sitzbaenke und das wars dann auch schon. und hier will ich auch mal eine sache zur sprache bringen, die fuer mich auch dieses land und diese leute auszeichnet: trotz dessen, dass es keine abscliessbaren schraenke gibt, alles sozusagen offen herum liegt, hatte ich, und dies ist auch auf die jahre davor, und auf alle lebenslage bezogen, nie angst um meine sachen. sei es geld, ausweise, smartphone und was fuer zeugs noch. es koennte irgendwo auf dem tisch liegen und ich wuerde zwischendurch einkaufen gehen, es waere noch am selben ort. oder ein aufmerksamer mensch haette es beim personal, egal wo, auch kneipen usw, abgegeben. da kommt nichts weg. und davon bin ich immer wieder beeindruckt. anderseits, sollte es nicht immer und ueberall die norm sein? also haben paul und ich unsere sachen in die waschkoerbe gelegt, das grosse handtuch ebenso und sind im adamskostuem mit dem kleinen lappen (wollte ich genau so immer schon mal von mir schreiben ☺☺☺) in den onsen. zuerst setzt man sich auf einen kleinen hocker, der so tief ist, dann man dann anschliessend mit den knien die ohren zuhalten kann und haben uns gewaschen. in einer reihe fuer bis zu 10 personen sitzt man da. wenn man damit fertig ist, geht man in das becken zur entspannung. es waren da so um die 42°C, oder auch hoeher. ich weiss es nicht genau, meine brille war beschlagen. so haben wir uns erst mal gemuetlich aufgewaermt. an diesem onsen hat mir gefallen, dass man nicht auf gekacheltem boden sondern auf naturstein gelaufen ist, mit all seinen unebenheiten. nach einer weile sind wir dann in den aussenpool. und ich weiss gar nicht, wie ich es beschreiben soll. aber versuche es dir vorzustellen. man ist nackt, liegt in einem pool aus stein, mit kleinen felsbrocken drinnen, das heisse wasser laesst dich entspannen und dir kalte klare luft umweht deinen kopf, wie zur abkuehlung. viele nehmen dazu den kleinen lappen, legen sie ihn sich auf den kopf. man kann bei gutem wetter die berge im hintergrund sehen, die sonne scheint. und dann setzt wieder das schneetreiben ein und die sicht auf die berge verschwindet, der schnee faellt auf dein haupt und deine schultern. es waermt und kuehlt dich zugleich. es ist einfach fanstastisch. ein unbeschreibliches gefuehl. so wie in diesem video, so kann man es sich ganz gut vorstellen, oder? fotos, also smartphones und kameras sind ja verboten, daher kann ich dir von paul und mir diesbezueglich keine bilder liefen (also auf den poolbereich bezogen. unten im bilderlink XXX ist dann doch noch ... aber ich will jetzt nicht zu viel verraten). ein anderer nichtjapaner hatte eines dabei, wollte dass ich in knipse. hatte ihm gesagt, dass es eigentlich verboten ist, aber habe es dann doch getan. und wie ich es so schreibe, stelle ich wieder fest, wie falsch es von mir war. (haette er doch lieber mich aufgenommen) schoen aber war, dass ein zwei aeltere japanische maenner, spaeter dann auch ein juengerer nichtjapaner, einfach mal ein kaltes bier im onsen tranken. wieso sind wir nicht auf diese idee gekommen? nebenher wurde es mir zu heiss, was auf die heisse quelle, nicht meine mitmenschen bezogen ist, und ich nahm eine handvoll schnee und rieb mir erst mal meine platte ein. schoen, wenn man keine haare aufm kopf hat. dann sind wir aber raus, der rueckweg war ja nun auch nicht gerade kurz. also wieder hinsetzen, sich reinigen und dann in die umkleide bzw vorraum. dort gleich mal gewogen und somit konnte festgestellt werden, dass ich in den fuenf wochen japan pro woche ein kilogramm verloren habe. wenn ich also ein jahr hier bleiben wuerde, ihr wuerdet mich gar nicht mehr erkennen. dann raus, geld zurueck bekommen. und der vorteil an diesem onsen ist, er ist der end- bzw anfangspunkt der buslinie. wieder so um die 80min bis sapporo, diesmal mit sitzplatz und gelegentlichem wegnicken. sehr schoene fahrt. dann sind wir mit der strassenbahn gefahren. ich dachte es geht richtung hotel. aber paul hatte andere plaene. mt moiwa. okay, fahren wir halt mal hin. dort gleich in den kleinen shuttlebus gestiegen, der uns zum abfahrtspunkt brachte. und jetzt wirds ein bisserl komisch. 1700 ¥ = 12,83 € um mit einer gondelseilbahn in knapp 5min von 80m auf ca. 495m zu fahren, in einer gondelseilbahn! ja mensch, bin ich denn lebensmuede? ja, bin ich. ich hoerte dann immer die "ah" und "oh" und das knipsen der bilder. alle waren entzueckt. alle? dann gleich weiter mit der zahnradbahn auf 531m. und ja, man hat einen tollen ausblick auf die stadt sapporo.
aber bei -9°C, starkem wind, fuehlte es sich wie -23°C an. danke paul! reichte ja nicht, mich mit der gondelseilbahn zu quaelen, nein. es mussten auch noch sehr widrige aeussere verhaeltnisse dazu kommen. und ich dachte wir gehen zum essen :-(. aber ich glaube, wir waren vorher essen, indisch. dort hat auch paul eine halle fuers klettern entdeckt, auch wenn er es bouldern nennt. ich kenne nur einbouldern. oder heisst es einpullern? dennoch sind wir beide schnell runter, denn paul wars da oben auch nicht gerade warm. nach der zahnradbahn habe ich ja ueberlegt, ob es nicht einfacher waere nach unten zu laufen. aber es waren ja nuuuur knapp 5min statt 60 bei -9°C, und laufen. also dann eben so. mit dem shuttle zur strassenbahn und richtung hotel. eine station zu frueh ausgestiegen, aber es war kein langer weg. da kam uns dann ein typ entgegen, mit badelatschen, ohne socken. jetzt bin ich selbst sicher auch nicht gerade eine frostbeule. aber es lag ja schnee. und es war abends, es war kalt. in badelatschen ohne socken. verrueckt. dann im supermarkt gewesen. im tv die wm auslosung gesehen. warum auch immer. interessierte mich eigentlich gar nicht. egal. das bier schmeckte auch so. jens |