Kapitel 2:   das ewige Duell

Wie in Kapitel 1 schon geschrieben, arbeite ich mit Kollegen zusammen. Und wie es so ist im Leben, und da bin ich auch ganz ehrlich, man ist ja Vorurteilsbehaftet und so mag man einige nicht. Andere wiederum hat man fast vom ersten Tag ins Herz geschlossen. Keine Ahnung wieso. Und die Kollegen, die nicht das Glück hatten gleich auf meiner Hitliste zu stehen, haben es gewöhnlich sehr schwer auf selbige zu kommen. Aber ausgeschlossen ist da nichts.

Wie dem auch sei, ein Kollege, der Einfachheit halber und um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, nennen wir ihn Seth, war und ist es wohl heute immer noch, großer HSV Fan. Dennoch stand er sofort auf meiner Hitliste. Sachen gibt’s. Neben den üblichen Frotzeleien vor, während und nach Spieltagen, gab es doch immer mal wieder ein paar Tage, die einem in Erinnerung bleiben. Und noch heute, wenn wir mal schreiben oder er für ein paar Tage nach Deutschland zurück kommt (er wohnt seit 5 Jahren in Kanada) lachen wir herzhaft über unsere Streiche.

Der HSV war mal eine Zeit lang im Halbfinale. Im DFB Pokal,  im Halbfinale des UEFA Cup. Beide Male gegen Bremen. Und nachdem Bremen eben im Pokal mit Wiese im Tor den Elferkrimi für sich entschieden hatte, kam es im UEFA Cup Rückspiel in der AOL Arena zum nächsten Showdown. Und am Ende hat wohl die Choreo der Rauten alles versaut. Ein Teil davon, zusammen geknüllt, wurde von den eigenen Fans aufs Spielfeld geworfen, daraus resultierte eine Ecke, weil der Ball durch die Papierkugel abgefälscht wurde und es eine Ecke für Bremen gab. Und das entscheidende Tor zum Einzug ins Finale. Ich meine, so etwas ist doch echt Pech.

Ich hatte an diesem Abend Nachtdienst, Seth dann am nächsten Tag Frühdienst. Und meine Devise war, und ist es noch immer, lieber einen guten Freund verlieren als auf einen schlechten Scherz verzichten. Und so raffte ich alle alten Zeitungen zusammen, machte einen riesigen Ball daraus und habe es an die Decke im Back Office gehangen. Musste dafür extra eine Leiter heranschleppen um den Ball aufzuhängen. Aber ganz ehrlich, es war es mir wert. Denn so leicht war es nicht, diesen wieder abzumachen. Denn ich musste mit der Leiter auf einem Tisch stehen, so hoch war es. Und am Morgen, mein Grinsen kannst Du Dir sicher vorstellen, trappte Seth mies gelaunt ins Back Office und drehte auf der Stelle um und baute sich wutschnaubend vor mir auf … und konnte sich dennoch ein Grinsen nicht verkneifen. Humor ist … Du kennst den Spruch. Dass ich nach unserem Sieg in der Arena auch noch das Back Office mit vielen bunten Bildern vom Derbysieg schmückte, dies muss ich nicht extra schreiben.

Aber wir spielten uns auch sonst immer ein paar Streiche. Seth hatte die Angewohnheit, bei der Telefonanlage immer zuerst das Gespräch zu bestätigen, dann erst den Hörer aufzunehmen. Dies machte ich mir zu nutze und zog das Kabel vom Hörer raus, legte es geschickt unter die Anlage. Er bestätigte also das Gespräch, nahm den Hörer und hielt ihn in der Hand, wie ein Handy. Schade nur, dass sein Ansagespruch so komplett ins Leere lief. Bis er merkte, dass er mal so gar nicht mit dem Gast sprach, lag ich schon am Boden und habe sicher ein paar Tropfen verloren. Der Gast, welchen ich gerade auschecken wollte, die Situation ebenso verfolgte, hatte ein herzhaftes Lachen rausgehauen. Es ist doch schön, wenn man die Gäste heiter in den Tag entlässt. „kommen Sie bald wieder.“ wird da zum Programm.

Schön war auch immer, wenn man die Maus mit Klebeband am Tresen festgeklebt hat. Oder, weil es ja schon lange keine Kugeln mehr in Mäusen gab, einfach den optischen Sensor mit Papier abklebte und dann die Bedienung komplett außer Funktion war. Oder im vorbeigehen einfach den PC ausgeschalten hatte, weil er sich mal umdrehte in diesem Moment. Fies nur, wenn gerade ein Gast vor einem steht.

Ich wurde natürlich seinerseits auch ein Opfer der Streiche. Arbeitsordner wurden mit Paketklebeband im Aktenschrank festgeklebt. Ein anderer Ordner von innenheraus mit einem Paketfaden am Aktenrondell festgebunden, so dass man es nicht direkt sehen konnte, wenn man den Ordner nutzen wollte und plötzlich das Rondell mit den Akten einem beinahe entgegen kam. Aber ich rächte mich, in dem ich seinen Ordner komplett in Paketklebeband gehüllt hatte. Christo wäre stolz auf mich gewesen. Auch habe ich mal einen Kaffeefilter mit Kaffeeweißer gefüllt, stark perforiert und in seinem Ordner festgeklebt, so dass er, wenn er den Ordner öffnet … Sie wissen schon was ich meine. Die dunkle Anzughose war dann eine weiße.

Natürlich haben Seth und ich auch anderen ein paar Streiche gespielt. Und dann haben wir uns auch immer diebisch wie kleine Jungs gefreut. Es war wirklich spaßig, jeden Tag. Aber wehe, es klappte etwas im Job nicht. Ich war mal so wütend, dass ich ihn sogar aus seiner Schicht rausgeworfen habe, weil es nicht so klappte wie ich es wollte, also wie es richtig gewesen wäre. Doch bei mir als Choleriker ist es eben nach 5min wieder gut. Ich bin nicht nachtragend oder so. Und darüber lachen wir noch heute.

Klar, so geschrieben ist es sicher nicht so lustig wie es tatsächlich war. Der geflügelte Satz lautet dann auch immer „man hätte dabei sein müssen“.

Ach ja, Seth hatte in Kanada echt eine schwere Zeit gehabt. Musst Du Dir ja nur mal vorstellen, durch die Zeitverschiebung, Du schaust am Morgen um 07:30 h Ortszeit ein Spiel des HSV. Das alleine ist schon schmerzhaft. Und dann verbunden mit den Resultaten, schrecklich. Nachdem Du also schon am Morgen Deine Dosis Schrecken bekommen hast, durfte er danach noch arbeiten gehen. Oder Du kommst vom Nachtdienst und musst dann den HSV sehen, verrückt. Da sind doch Albträume an der Tagesordnung. Üblicherweise kamen dann per whatsapp oder facebook dann immer ein paar Sprüche, liebgemeinte. Ist doch klar.

Herr Jens

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